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SKB 5 Über die SKB 5 Die SKB – eine Geschichte mit Höhen und Tiefen

Die SKB – eine Geschichte mit Höhen und Tiefen

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2019 feiert die SKB ihren 30. Geburtstag und ist damit inzwischen älter als manche ihrer Mitglieder.

Wintersemester 1988/89: Wie alles begann …

Berlinweit streiken die Studierenden an den Unis und protestieren für bessere Studienbedingungen und mehr Möglichkeiten studentischer Mitbestimmung. Im Zuge des großen Studi-Streiks gründen sich auch an der TU viele neue studentische Gruppen und Initiativen.

An der TU machen ausländische Studierende schon damals knapp 20 Prozent aus – in den Streikaktivitäten sind sie jedoch kaum präsent. Um das zu ändern, schließen sich einige Studierende aus verschiedenen Ländern zusammen. Ihre Idee: Sie wollen sich gegenseitig die eigenen Sprachen beizubringen, um sich so besser kennenzulernen und Einblicke in andere Kulturen zu erhalten. Durch ein gemeinsames Geben und Nehmen, das Lehren und Lernen voneinander soll ein Wir-Gefühl zwischen Studierenden aus aller Welt erwachsen.

1989 kommt es so zur Gründung der Sprach- und Kulturbörse – kurz SKB – am Institut für Soziologie. In den Wintersemesterferien finden die ersten „Sprachgruppen“ statt, wo Muttersprachler*innen einen Einblick in die Sprache und Kulturen ihrer Herkunftsländer geben. Die Studierenden organisieren „Kulturabende“, wo sie gemeinsam Vorträgen lauschen, diskutieren, essen, tanzen, feiern.

Das Motto der SKB ist von Anfang an: „Gemeinsam mehr als Sprachen lernen.“

Die ersten Jahre: Improvisation und Konsolidierung an der TU

Es war die Zeit kurz nach der Wende, ein neuer Anfang, neue Begegnungen… Neue Ansätze wurden ausprobiert, die sich dann auch in der Berliner Universitätslandschaft langsam, aber spürbar verbreiteten. Außerdem wurde auch die Idee der Europäischen Union langsam in die Tat umgesetzt. Dadurch wurde die Nachfrage nach Sprachen, Kulturwissen und interkultureller Kommunikation als Schlüsselkompetenzen immer größer. Wir als SKB wollten unseren Beitrag zur Integration leisten, indem wir unsere Sprachen und Einblicke in unsere Kulturen angeboten haben.
(Michelle Krapf-Bangera, Kursleiterin für Englisch und SKB-Mitglied seit 1990)

Das Konzept der Sprach- und Kulturbörse geht auf. Die Zahl der Sprachkurse wächst ebenso wie das Freizeit- und Kulturangebot. Die Studierenden organisieren sogar gemeinsame Sprachreisen an die Ostsee. Mit der wachsenden Nachfrage nach Sprachlernangeboten wächst auch das Projekt selbst. Aus der studentischen Initiative wird ein eingetragener Verein. Bald ist die SKB so erfolgreich, dass die Mitglieder die Organisation allein mit ihrem ehrenamtlichen Engagement nicht mehr bewältigen können.

Einige SKB-Mitglieder nehmen Kontakt mit Ulrich Steinmüller auf, damals Professor für Fremdsprachendidaktik, und stellen ihm das Projekt vor. Mit Erfolg: 1993 wird die SKB als Studienreformprojekt am Institut für Fachdidaktiken etabliert. Professor Steinmüller unterstützt das Projekt bis zu seiner Emeritierung mit seiner fachlichen Expertise.

Von nun an ist die SKB also ein offizieller Teil der TU und bekommt künftig vier halbe Tutor*innenstellen. Die SKB-Mitglieder wählen vier Personen aus ihrer Mitte, die sich im Rahmen dieser Stellen um die Projektkoordination kümmern. Das Koordinationsteam der SKB – kurz K-Team – ist geboren. Bis heute besteht das K-Team aus Tutor*innen und ist neben dem SKB-Plenum (der Mitgliederversammlung) und den Sprach- und Arbeitsgruppen ein wichtiges Organ der studentischen Selbstverwaltung des Projekts.

Prof. Ulrich Steinmüller bei der Feier zum 30-jährigen Jubiläum der SKB am 18.10.2019.

Die SKB um die Jahrtausendwende: Das Projekt wächst und wächst

Mit der Anbindung an die TU kann die SKB weiter wachsen: Das Projekt hat mittlerweile über 100 Mitglieder, es werden bis zu 35 verschiedene Sprachen unterrichtet, darunter auch selten angebotene Sprachen wie Isländisch, Litauisch oder Mongolisch. In den Jahren 2004 bis 2011 finden pro Semester durchschnittlich 300 bis 400 Sprachkurse statt, in denen etwa 3000 Teilnehmer*innen lernen.

Doch trotz der zunehmenden Professionalisierung des Sprachangebots behält die SKB ihren Charakter als selbstverwaltetes, basisdemokratisches und solidarisches studentisches Projekt: Auf den monatlichen Plenen diskutieren die SKBler*innen gemeinsam und stimmen über alle Entscheidungen ab. Die Sprachgruppen organisieren sich dezentral. Verschiedene Arbeitsgruppen kümmern sich um organisatorische Aufgaben – zum Beispiel die Werbung, das Kulturangebot oder Fortbildungen für die Mitglieder. Das vom Plenum gewählte K-Team überwacht die Finanzen und koordiniert die Zusammenarbeit mit der Universität.

Die Mitglieder entscheiden jedes Semester neu, wie hoch das Honorar für die Sprachkurse ausfällt und wie viel Geld die Arbeitsgruppen erhalten – je nachdem wie hoch die Einnahmen sind. Klar ist, dass alle Kursleiter*innen das gleiche Honorar erhalten, egal, ob sie einen Kurs mit 4 oder 14 Teilnehmer*innen unterrichten. Die Einnahmen aus stark nachgefragten Kursen finanzieren weniger besuchte Kurse mit. Dank dieses solidarischen Modells gelingt es der SKB, über viele Jahre ein breites und diverses Sprachangebot zu ermöglichen, dessen Vielfalt bis heute einzigartig in der deutschen Hochschullandschaft ist.

Lernen auf Augenhöhe und eine Ausrichtung der Kursinhalte an den Bedürfnissen und Interessen der Lernenden bleiben die wichtigsten didaktischen Prinzipien. Auch ist die SKB nie ein reines Sprachenzentrum, sondern immer auch ein Ort für kulturelle Begegnungen und Austausch.

20 Jahre SKB – Soll es das gewesen sein?

Vorzeigeprojekt der TU gefährdet. Sprachbörse kommt ins Stottern.“ (taz, 6.9.2011)

Mit der Emeritierung von Prof. Dr. Steinmüller 2008 verliert die SKB einen langjährigen Begleiter und Unterstützer, der die Interessen des studentischen Projekts in den Gremien und Institutionen der Uni oft erfolgreich vertreten hatte. Da sich zunächst keine Nachfolge für die fachliche und administrative Betreuung der SKB findet, kündigt die TU 2010 die Zielvereinbarung mit der SKB, die unter anderem die Nutzung von Räumen für die Sprachkurse ermöglicht und die Finanzierung der Tutor*innenstellen enthält. Die SKB steht damit faktisch vor dem Aus.

In dieser schwere Krise zeigt sich die Stärke des Projekts: Die Mitglieder sind nicht bereit, die SKB so ohne weiteres aufzugeben. Monatelang wird diskutiert, mobilisiert und verhandelt. Konzepte werden erarbeitet, Pressemitteilungen geschrieben, Verbündete gesucht – mit Erfolg: Im Oktober 2011 übernimmt der AStA der TU (Allgemeiner Studierendenausschuss) vorübergehend die Betreuung der SKB. Die Rettung kommt in letzter Minute. Die Sprachkurse können im Wintersemester wieder stattfinden. Nach längeren Verhandlungen einigen sich die SKB und die TU 2012 schließlich auf eine neue Zielvereinbarung: Die SKB wird nun von der ZEWK (Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation) betreut, Kurs- und Büroräume dürfen wieder genutzt werden, die Tutor*innenstellen werden weiterhin bezahlt.

Die Krise geht nicht spurlos an der SKB vorbei. Die neue Zielvereinbarung beinhaltet, dass künftig nur noch Studierende, TU-Alumni und Angehörige der Berliner Hochschulen die Kurse besuchen dürfen. Vorher standen die Kurse allen Interessierten offen, egal ob arbeitsuchend, angestellt, freiberuflich oder in Rente. Das Selbstverständnis der SKB als offener, integrativer kultur- und generationsübergreifender Raum hat durch diese Regelung einen spürbaren Knacks bekommen.

Seit 2014: Ein neuer Anfang

Inzwischen ist die SKB als selbstverwaltetes studentisches Projekt wieder fest in der TU etabliert. Seit 2014 untersteht das Projekt nun direkt dem Vizepräsidium für Studium und Lehre, Lehrkräftebildung und Weiterbildung – derzeit vertreten durch Christian Schröder​. Die fachliche Betreuung der SKB liegt bei Prof. Dr. Thorsten Roelcke, Leiter des Fachgebiets Deutsch als Fremd- und Fachsprache, und damit wieder in sprachdidaktischen Händen. Dank der konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit Prof. Roelcke wird nun die engere Kooperation der SKB mit dem Fachgebiet und anderen Spracheinrichtungen wie der ZEMS (Zentraleinrichtung Moderne Sprachen) an der TU vorangetrieben.

“Was die Vermittlung von Sprache (und Kultur) betrifft, gehen die Sprach- und Kulturbörse einerseits und die Zentraleinrichtung Moderne Sprachen, die ZEMS andererseits verschiedene Wege. Mir erscheint es dabei besonders wichtig, dass beide nicht als Konkurrenz zueinander aufgefasst werden, sondern als jeweils eigenständige Institutionen mit ihren spezifischen Angeboten.“ (Prof. Dr. Thorsten Roelcke, 2019 zum 30. Jubiläum der SKB)

Prof. Thorsten Roelcke bei der Feier zum 30-jährigen Jubiläum der SKB am 18.10.2019

Heute – der Blick nach vorn

Inzwischen ist die SKB mehr als 30 Jahre alt. Das Projekt hat zwischen 70 und 90 Mitgliedern aus fast 40 Ländern. Einige Mitglieder der ersten Jahre sind noch immer dabei, viele andere sind in den letzten Jahren neu dazugekommen. Sie alle tragen dazu bei, dass die SKB sich ständig weiterentwickelt, dass wir voneinander lernen, neue und innovative Wege ausprobieren und besser werden, in dem, was wir tun.

Und trotz aller Höhen und Tiefen ist die SKB sich und ihrem Selbstverständnis als einem Ort der Vielfalt, der Begegnung auf Augenhöhe, der Solidarität und der basisdemokratischen Selbstverwaltung immer treu geblieben.

Bis heute gilt: SKB – gemeinsam mehr als Sprachen lernen!

 

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